Projekte

Projekt in Brasilien

 

Unterstützung von Straßenkindern in Parnaiba

Die gesamte Region im Nordosten Brasiliens bezeichnet man als das „Armenhaus Brasiliens“. Unzählige Kinder leben dort auf der Straße und streiten sich mit Hunden und Geiern um Essens- oder Futterreste auf den großen Müllhalden. Aufgrund der großen Armut und der instabilen Familienverhältnisse rutschen Mädchen schnell in die Kinderprostitution ab, Buben versuchen über kriminelle Wege Geld für Essen und Leben zu besorgen.

Bischof Alfredo Schäffler, ein gebürtiger Österreicher, kümmert sich seit Jahrzehnten mit freiwilligen Helfern um die Ärmsten der Armen. Mit bewundernswertem persönlichem Einsatz engagiert er sich dafür, Kindern ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Mit Spendengeldern baute er nach und nach 14 Sozialzentren in dieser Region auf. Täglich kommen bis zu 600 hungrige Kinder in diese Zentren. Von etwa 8.00 Uhr bis 14.00 Uhr bekommen sie dort ein warmes Essen und erhalten von freiwillig mithelfenden Erwachsenen und Jugendlichen Erziehung im Umgang miteinander.

Ein wichtiger Bereich, der nach und nach ausgebaut wurde, ist die Betreuung von schwangeren Frauen und Kleinkindern: Gezielte monatliche Gewichtskontrollen der Babys in den Sozialzentren lassen schnell ein gefährliches Untergewicht erkennen, dem man mit einem nahrhaften Brei entgegenwirkt. Dieser sogenannte „Vitaminbrei“ wird aus einheimischen Früchten und Gewächsen hergestellt und schützt die Babys und Kleinkinder vor Unterernährung und Krankheiten. Pro Kind kostet der spezielle Brei nur ca. 80 Cent für einen Monat und die Kleinstkindersterblichkeit ist durch diese einfache Maßnahme sehr deutlich gesunken.

Ein akutes Problem ist in dieser Gegend auch die Wasserversorgung; Brunnen mit sauberem Wasser gibt es kaum. Immer wieder trinken kleine Kinder aus Wasserläufen, die stark verschmutzt sind, wodurch es zu Entzündungen, zu Wurmbefall und zu Durchfall kommt. Mit Unterstützungskrediten von Alfredo Schäffler ist es den Menschen möglich, Zisternen zu bauen (siehe Bild unten), um eine einigermaßen saubere Wasserversorgung zu erhalten. Allerdings haben sich die Niederschläge durch die ausgeweiteten Dürreperioden in den letzten Jahren verringert, was eine große Belastung für die Menschen darstellt.

 2010 wurde im Stadtteil Candido Ataide ein neues, von der Stiftung finanziertes Sozialzentrum gebaut; bei der feierlichen Eröffnung im Mai konnten wir persönlich mit dabei sein und die große Dankbarkeit und Freude der Menschen erleben. Das Zentrum, das dem Hl. Claudius geweiht wurde (Centro social Sao Cláudio, siehe 4. und 5. Bild), versorgt etwa 50 Kinder täglich mit warmem Essen. Seit 2013 werden zusätzlich Nähkurse für Frauen angeboten, die stark nachgefragt werden. Durch die Vermittlung von Kleinkrediten wird ihnen ermöglicht, eine Nähmaschine zu kaufen und sich dadurch zusätzliches Geld zu verdienen, was die Not der Familien etwas lindert.

 

Projekte in Simbabwe/Afrika

Mindestens so katastrophal wie im Nordosten Brasiliens sind die Lebensbedingungen für viele Kinder in Simbabwe im Süden Afrikas. Simbabwe hat laut eines UN-Berichts die meisten Waisenkinder weltweit. Im Land herrschen Korruption und Vetternwirtschaft und es besteht auch hier eine sehr starke Kluft zwischen Arm und Reich; die Not der Bevölkerung ist unvorstellbar. Die Einwohner Simbabwes erleben die schlimmste Krise in der Geschichte des Landes mit Hyperinflation (eine der höchsten je beobachteten Hyperinflationen, 2009 bis zu 98% tägliche Inflationsrate, ab September 2015: Entwertung des Simbabwe Dollars, Umstieg auf US-Dollar), extremer Arbeitslosigkeit und einer außergewöhnlichen Mangelwirtschaft. Auch die Immunschwächekrankheit Aids breitet sich weiter aus und reißt Löcher in die früher funktionierenden Familienverbände. Durch die vielen wegsterbenden „Brotverdiener“ fühlt sich niemand mehr verantwortlich für die Kinder. Es mangelt den Menschen an Nahrung, sauberem Trinkwasser und Medizin; auch ansteckende Krankheiten breiten sich durch die katastrophalen hygienischen Bedingungen aus und viele Menschen, vor allem Kinder, sterben still vor sich hin.

Seit Bestehen der Stiftung unterstützten wir über den Kinderhausverein Aham e.V. in Simbabwe Waisenkinder. Während in Brasilien eine Projektkontinuität vorhanden ist, wo innerhalb der letzten 13 Jahre gute Fortschritte erkennbar sind, zeichnet sich aus politischen Gründen in Simbabwe diese Kontinuität bisher leider nicht ab. Von einigen sehr engagierten Mitgliedern des Kinderhausvereins waren vor Ort immer wieder neue Entscheidungen bezüglich der Projekte nötig und es mussten neue Kontakte zu vertrauenswürdigen Personen aufgebaut werden. So wurden im Laufe der letzten Jahre unterschiedliche Projekte unterstützt, die hier kurz beschrieben werden.

Projekt: Kindergarten in einem Slumgebiet am Stadtrand von Hatcliffe

Bei Stiftungsgründung wurde ein von Dominikaner-Schwestern geleiteter Kindergarten in einem Slumgebiet am Stadtrand von Hatcliffe (etwa 20 km nördlich der Landeshauptstadt Harare) unterstützt. In sechs Holzhütten konnten etwa 120 Kinder versorgt werden. Daneben wurden eine provisorische Krankenstation, eine Koch- und Esshütte und ein Proviantcontainer errichtet. Auch wurden Medikamente an schwangere Frauen ausgegeben, die das HI-Virus in sich trugen, um das Kind im Mutterleib vor einer Ansteckung zu schützen (70 % der Babys sind nach der Behandlung frei von HIV). In den Kindergarten kamen die Kinder in erster Linie wegen des Essens.

Im Vorfeld der Neuwahlen im März 2005 verschärfte sich die politische Situation allerdings zunehmend, da die Regierung versuchte, auf allen Ebenen Einfluss auf das Wahlverhalten zu nehmen und die Bevölkerung durch gezielte Terror-Aktionen einzuschüchtern. Zu aller bereits vorhandenen Not ließ Präsident Mugabe ganze Stadtviertel abreißen, wälzte alles nieder und die obdachlos gewordenen Bewohner wurden aufs Land transportiert. Leider war auch die Kindergarten-Ansiedlung der Dominikanerschwestern in Hatcliffe betroffen. Die ganze Siedlung wurde in der Nacht zum 26. Mai 2005 zerstört. Die Menschen wurden mit LKWs weggebracht. Die Waisenkinder, die von den Dominikanerschwestern wieder aufgefunden wurden, konnten nicht mehr im Kindergarten versorgt werden, sondern es wurden Gruppen aus Großeltern, älteren Geschwistern und freiwilligen Helfern gebildet und unterstützt. Glücklicherweise konnten die Dominikanerschwestern internationale Hilfsorganisationen für die Unterstützung der Waisenkinder gewinnen.

Waisenhausprojekt in ehemaligen Tabak-Fabrikhallen in Mbuya Nehanda

Ein weiteres Waisenhausprojekt, das unterstützt wurde, befindet sich in Mbuya Nehanda, etwa 40 Kilometer außerhalb von Harare: In leeren, ehemaligen Tabak-Fabrikhallen wurden Waisenkinder, die auf den Straßen von Harare aufgesammelt wurden, untergebracht. Da sie kaum finanzielle Unterstützung erfuhren, konnten sie meist nicht in die Schule gehen. Für einen Schulbesuch benötigen sie eine Schuluniform und jedes Kind muss Schulgeld bezahlen, was durch Spendengelder möglich war. Auch fehlte das Geld, um dringend benötigte Nahrung zu besorgen. Etwa 75 Kinder, die dort lebten, wurden von Sozialarbeiterinnen betreut und konnten im Garten etwas Mais und Gemüse anbauen und ernten. Im Jahr 2013 verschlechterte sich die Situation in der ehemaligen Tabakfabrik jedoch dramatisch. Trotz vieler Bemühungen (z.B. durch unterschiedliche Renovierungsarbeiten) sind die Missstände eher größer geworden. Das vom Staat angestellte Personal bekam schon jahrelang keinen Lohn mehr und war äußerst demotiviert, sodass das Waisenhaus vom Sozialministerium von einem Tag auf den anderen geschlossen und die Kinder und Jugendlichen zum Teil auf die Straße gesetzt und teilweise in andere Einrichtungen gebracht wurden; es wurde versucht, sie notdürftig zu unterstützen. Der Gemüsegarten liegt brach, das Gelände ist verlassen und auch die finanzielle Unterstützung wurde dadurch ausgesetzt.

Suppenküche „Trust Lord Orphan Care“ in Kambuzuma

Seit 2008 wird eine einfache Küchenstelle in einem Stadtteil von Harare finanziell unterstützt: diese kleine, sogenannte „Trust Lord Orphan Care“ hat eine einfache Witwe (Mrs. Letthie) aufgrund der unerträglichen Not der Waisenkinder aus dem Nichts heraus errichtet. Nach einigen Wochen kamen bereits an die 180 Kinder, die sie – soweit es ihr möglich war, mit Nahrung versorgte und ihnen dadurch das Überleben sicherte. Frau Letthie und inzwischen mehrere freiwillige Helferinnen können darüber hinaus durch die Unterstützung außer dem Mittagessen für die Schulkinder vormittags auch Haferbrei für unterernährte Babys und Kleinkinder aus dem Stadtviertel austeilen – für diese Kinder ist es meist die einzige Mahlzeit am Tag. Da für die vielen Kinder kaum Platz in der Wellblechdach-Hütte ist, wurde im Jahr 2012 vom Kinderhausverein Aham ein kleines Haus gekauft, um nicht nur die Suppenküche dort unterzubringen, sondern auch Platz zu schaffen für eine Nähwerkstatt. Die Jugendlichen sind begeistert vom Nähen. Auch eine Fahrradreparaturwerkstatt wird zur Zeit eingerichtet. Ein Ältestenrat begleitet die Projekte zuverlässig und engagiert.

Projekt in Simbabwe: St. Rupert-Mayer-Missionsstation – Unterstützung von Schulkindern

Bei einem Heimatbesuch im Jahr 2011 kam der Jesuitenpater Karl Herrmann, der aus Pfahldorf (bei Kipfenberg) stammt, mit der Bitte auf uns zu, bedürftige Kinder der St. Rupert- Mayer-Missionsstation in Simbabwe zu unterstützen. Er ist Leiter dieser Mission, die etwa 90 Kilometer südwestlich der Provinz- und Bischofsstadt Chinhoyi liegt. Auf der Hauptstation gibt es neben einem Krankenhaus eine Grund- und eine Mittelschule mit etwa 700 Kindern und eine höhere Schule, die die Jugendlichen bis zum Abitur besuchen können. Etwa 60 Schülerinnen und Schüler wohnen im Internat, weil sie zu weit weg von der Schule wohnen. Seit 2012 unterstützen wir Schülerinnen und Schüler dieser Mission, z.B. mit Schulgeld für Waisen- und Halbwaisenkinder, um ihnen so einen Schulbesuch zu ermöglichen.