22. Jahresbericht

22. Jahresbericht der Claudius Bayerl Stiftung

Die Claudius Bayerl Stiftung besteht inzwischen seit mehr als 22 Jahren – sie wurde am 5.12.2001 als Vermächtnis unseres verstorbenen Sohnes Claudius Bayerl ins Leben gerufen. Mit diesem 22. Jahresbericht stellen wir die Aktivitäten im Jahr 2023 dar.

In diesem Jahr lag das Spendenaufkommen bei fast 20.000 € und ermöglicht und gewährleistet die so wichtige und kontinuierliche Unterstützung für die Straßenkinder!

Einige Aktivitäten im Jahr 2023 sollen hier besonders aufgeführt werden:

  • Die Kollekte des ökumenischen Gottesdienstes sowie des Jahresabschlussgottesdienstes der evangelischen Kirchengemeinde Manching kam wieder den Straßenkindern zu Gute – ein herzliches Dankeschön an den Kirchenvorstand und an die Kirchenbesucher.
  • Familie Schweiger aus Oberstimm erzielte wieder eine stattliche Summe, indem sie auch 2023 viele Barthelmarktbesucher auf ihrem Anwesen parken ließ und um eine Spende für die Stiftung bat.
  • Zum ersten Mal gab es in diesem Jahr einen Stand am Christkindlmarkt Oberstimm – von Angelika Bayerl wurden selbstgestaltete Weihnachtskarten und Karten zu besonderen Anlässen sowie mit der „Dotting-Technik“ verzierte Büchlein und Steine verkauft zugunsten unserer Straßenkinderprojekte in Brasilien und Simbabwe.
  • Auch wurden wieder einige „runde Geburtstagsfeiern“ im Freundes- und Verwandtenkreis abgehalten, wo die Jubilarinnen und Jubilare auf Geschenke verzichteten. Dadurch kamen große Summen für die Straßenkinder zusammen. An die Geburtstagskinder und an alle geladenen Gäste ein ganz herzliches Dankeschön für diese Großzügigkeit! Auch bei einer Beerdigung wurde wieder gebeten, statt Blumen eine Spende an die Stiftung zu überweisen – auch für diese Spenden bedanken wir uns ganz herzlich.

Die gespendeten Gelder wurden auch 2023 wieder für die bereits bekannten Projekte verwendet:

1. Unterstützung von Straßenkindern in Parnaíba – im Nordosten Brasiliens

Wie aus statistischen Aufzeichnungen hervorgeht, ist in den vergangenen Jahren die Zahl der hungernden Menschen in Brasilien wieder angestiegen – im Jahr 2023 waren es den Statistiken zufolge 33 Millionen hungernde Menschen. Der im Oktober 2022 mit knapper Mehrheit gewählte brasilianische Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva rief deshalb nach seiner Wahl den Plan „Brasilien ohne Hunger“ aus – mit dem Ziel, den Hunger in Brasilien bis 2030 zu beenden. Zu den großen politischen Herausforderungen in diesem großen Land zählt neben dem Kampf gegen Hunger und Armut auch die extrem ungleiche Verteilung von Besitz und Einkommen; immer wieder kommt es in der brasilianischen Gesellschaft zu Unruhen und Protestkundgebungen und die Bevölkerung ist sehr gespalten.

Auch die wirtschaftliche Situation im Nordosten Brasiliens hat sich im Jahr 2023 nicht verbessert. Nach wie vor leben viele Menschen in extremer Armut. Durch die hohe Arbeitslosigkeit finden die Menschen oft keine Festanstellung, sind dadurch nicht krankenversichert und verdienen als Gelegenheitsarbeitende sehr wenig Geld. Auch die hygienischen Bedingungen, die schlechte medizinische Versorgung und die hohen Inflationsraten sind für diese Menschen eine große tägliche Herausforderung.

Altbischof Alfredo Schäffler kümmert sich trotz seines Alters nach wie vor sehr aktiv um die von ihm aufgebauten Sozialzentren, koordiniert deren Unterstützung, verwaltet die Spendengelder und ist für uns Ansprechpartner bzgl. der gespendeten Gelder.

Die Wasserknappheit im Nordosten Brasiliens ist nach wie vor ein großes Problem, weshalb weiter Kredite zum Bau von Zisternen vergeben werden. Das Programm zur Versorgung und Betreuung von jungen Frauen und deren Babys und Kleinkinder mit dem sogenannten „Vitaminbrei“ wurde im Jahr 2023 ebenfalls weitergeführt. In den Sozialzentren werden Kinder mit Essen versorgt und schulisch betreut – auch das von der Stiftung erbaute Zentrum „São Claudio“ erhält Unterstützung; die dort durchgeführten Nähkurse für Frauen werden nach der „Coronapause“ wieder angeboten.

2. Unterstützung von Kindern in Simbabwe

Obwohl die wirtschaftliche Lage in Simbabwe bisher bereits katastrophal war, hat die Armut durch die Auswirkungen von Corona nochmal deutlich zugenommen. Es gibt auf den Märkten weniger Verkaufsstände, weniger Händler und die Stimmung ist insgesamt sehr gedrückt. Der Hunger im Land ist erschütternd: über die Hälfte der Bevölkerung hungert. Die Welthungerhilfe schätzt die Lage in Simbabwe als „sehr ernst“ ein, die höchste Stufe des Welthungerindex. Die Arbeitslosigkeit ist weiter äußerst hoch und es ist bisher keine Veränderung in Sicht. Obwohl es kaum vorstellbar ist, steigt die Inflationsrate immer noch weiter, was extreme Preissteigerungen zur Folge hat. Viele Eltern sind kaum mehr in der Lage, ihre Kinder mit Nahrung zu versorgen, geschweige denn, für Schulgeld oder medizinische Versorgung aufzukommen, denn die Schulgebühren wurden massiv angehoben. Auch hat der Staat kein Geld für die Müllabfuhr – entsprechend türmen sich die Abfälle am Straßenrand.

a) Unterstützung der Suppenküche „Trust Lord Orphan Care“ in Kambuzuma

In der Suppenküche „Lord Orphan Care“ in Kambuzuma, einem Vorort der Hauptstadt Harare, werden seit 16 Jahren täglich 80 bis 100 Kinder und Jugendliche versorgt. Die Eltern dieser Kinder sind entweder extrem arm, verstorben oder sehr krank und können sich dadurch nicht um die Kinder kümmern. Oftmals leben diese Kinder in den armseligen Behausungen ihrer Verwandten, wo sie mehr geduldet als erwünscht sind. Engagierte ehrenamtlich tätige Helferinnen und Helfer, die teilweise selber als Waisenkinder aufgewachsen sind, kümmern sich darum, dass diese Kinder trotz der widrigen Lebensumstände morgens und abends mit warmer Nahrung versorgt werden. Auch am Nachmittag werden die Kinder betreut und bei ihren Hausaufgaben unterstützt. Für Schulgebühren, für Kleidung, warme Decken, für Seifen, Zahnbürsten und andere Hygieneartikel wird ebenfalls gesorgt. Wenn ein Kind krank ist, werden die Kosten für Arztbesuche und nötige Operationen von Spendengeldern bezahlt. So konnte z.B. das Leben eines jungen Mädchens mit Blinddarmdurchbruch gerettet werden.

Die Suppenküche kann sich inzwischen zum Teil selber finanzieren durch das Halten von Hühnern und dem dadurch möglichen täglichen Verkauf von etwa 30 Eiern und durch den Verkauf von Uniformen, die in der Nähwerkstatt genäht werden und guten Absatz finden.

In der ganzen Umgebung hat die Suppenküche inzwischen einen guten Ruf und die Menschen wissen, dass bedürftige Kinder dort Hilfe erfahren. Den Kindern bliebe ohne das Essen und die Möglichkeit des Schulbesuchs nur das Betteln auf der Straße oder das Wühlen im Müll nach Essen und brauchbaren Gegenständen.

Um dem Kreislauf von Armut, Hunger und Betteln zu entkommen, ist es sehr wichtig, dass auch die Jugendlichen eine berufliche Perspektive erhalten. Daher werden Sie tatkräftig bei der Suche einer Ausbildungsstelle mit Abschlusszertifikat unterstützt, um am Ende der Ausbildung die Aussicht auf eine bezahlte Arbeit zu haben. So werden in der Nähwerkstatt weiterhin NäherInnen ausgebildet; auch SchwesternhelferInnen, KöchInnen, FriseurInnen, GärtnerInnen, KöchInnen und SchweißerInnen wurden 2023 ausgebildet. Ein junger Mann konnte die Ausbildung als Baggerführer abschließen, ein andere begann eine Lehre als Elektroinstallateur, einigen Jugendlichen wurden Computerkurse bezahlt. Eine neue Idee ist die Zucht von essbaren Pilzen, die scheinbar guten Absatz finden. Einigen Jugendlichen mit einer fertigen Schweißer-Ausbildung wurde ein Schweißgerät als Leihgabe finanziert. Sie haben sich verpflichtet, einen Teil ihres Lohns zu verwenden, um das Schweißgerät langsam abzuzahlen. Eine ausgelernte Schneiderin hat vier neue Schülerinnen angenommen, die sie ausbildet.

b) Engagement für Kinder von blinden Müttern im Slumviertel von Epworth: „Ray of Vision“

Auch die Unterstützung der Kinder blinder Mütter im Slumviertel Epworth, am Rande von Harare, ging 2023 weiter: Das seit 2016 angemietete kleine Haus mit Garten ist nach wie vor wöchentlicher Treffpunkt für 22 blinde Mütter mit ihren etwa 90 Kindern. Bei diesen Treffen, die den blinden Frauen sehr wichtig geworden sind, können sie sich austauschen, singen, beten, tanzen und an Vorträgen teilnehmen. Mittags kommen die Schulkinder und es gibt für alle eine warme Mahlzeit. An drei Nachmittagen üben die Schülerinnen und Schüler lesen, schreiben und rechnen. Auch sie bekommen Kleidung und Hygieneartikel. Aufgrund der mehrjährigen Unterstützung ist es gelungen, das Betteln zu reduzieren. Da auch das Schulgeld bezahlt wird, können die Kinder die Schule besuchen.

In dem kleinen Haus werden inzwischen zusätzlich etwa 22 Straßenkinder versorgt vom Projekt „Freedom from hunger“, das 2020 gegründet wurde. Wie bereits berichtet, hat ein ehemaliges Straßenkind zusammen mit ihrem Mann und inzwischen einer weiteren Helferin aufgrund der starken Not der Straßenkinder dieses Projekt gegründet – anfangs durch Anmieten eines Zeltes. Freiwillige Helferinnen und Helfer versorgen hungernde und teilweise kranke Kinder im Alter von 3-16 Jahren. Sie bekommen eine warme Mahlzeit und werden unterstützt bei dringend benötigen Arzt- und Klinikbesuchen. Während in der Vergangenheit in unregelmäßigen Abständen unterrichtet wurde, sind inzwischen mehrere Frauen bereit, die Kindern kontinuierlich zu unterrichten. Den Kindern geht es inzwischen gesundheitlich merklich besser. Die Familien der Kinder werden mit Lebensmitteln und mit warmen Decken für die kalten Winternächte versorgt.

Auch diese Jugendlichen werden unterstützt beim Finden von Ausbildungsmöglichkeiten z.B. als SchweißerIn, NäherIn, FriseurIn, SchreinerIn oder GärtnerIn. Für Computer- und Schwesternhelferinnenkurse wurden ebenfalls die Gebühren bezahlt. Vor allem die Jugendlichen kümmern sich weiter um den großen Garten rund um das angemietete Haus und ernten wertvolles Obst und Gemüse. Neben den beruflichen Fähigkeiten wird durch die Arbeit das Selbstbewusstsein und -wirksamkeit gefördert, wodurch sie zu Vorbildern für andere Heranwachsende geworden sind. Obwohl der Verdienst nach der Ausbildung nicht sehr hoch ist (ca. 150 $ pro Monat), sind sie in der Lage, mit ihrer Arbeit ihre Herkunftsfamilien zu unterstützen oder selber eine Familie zu gründen.

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