2006 | 5. Jahresbericht

Die Claudius Bayerl Stiftung wurde am 5.12.2001 als Vermächtnis unseres verstorbenen Sohnes Claudius Bayerl ins Leben gerufen. Mit diesem Jahresbericht stellen wir die Aktivitäten im fünften Stiftungsjahr dar. Im Jahr 2006 gingen wieder knapp 20.000 Euro an Spenden ein, was eine große Hilfe und Unterstützung für viele Straßenkinder war.

Wir bedanken uns von ganzem Herzen bei denen, die sich mit Phantasie auf vielfältige Weise für die Stiftungsanliegen einsetzten, so:

beim Pfarrgemeinderat Baar-Ebenhausen, der am 2. April 2006 in der Misereor-Aktion durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen Geld gesammelt und auf das Stiftungskonto überwiesen hat bei Dr. Josef Schmid von der Zahnarzt-Gemeinschaftspraxis Baar-Ebenhausen und mehreren Künstlerinnen und Künstlern, die wieder Kunstwerke zugunsten der Stiftung verkauften bei Luisa Haas, die 2006 ihr inzwischen drittes Büchlein mit spirituellen Texten schrieb und die erlösten Spenden den Straßenkindern zu Gute kommen ließ beim Bruder-Konrad-Kindergarten in Pielenhofen (bei Regensburg), der mit unterschiedlichen Aktivitäten ein weiteres Mal Geld für die Stiftung sammelte bei einigen Geburtstagskindern, die „runde“ Geburtstage feierten und statt Geschenken um eine Spende für die Stiftung baten bei den Leiterinnen einer Jugendgruppe in Oberstimm, die den Erlös aus einer Kinderschmink-Aktion am Weihnachtsmarkt spendeten bei der evangelischen Kirchengemeinde Manching, die auch heuer wieder die Silvesterkollekte den Straßenkindern zukommen ließ.

Aber auch durch den Verzicht von Kränzen und Blumen bei einem Todesfall wurden die Straßenkinder großzügig unterstützt.

Neben diesem besonderen Engagement einzelner Personen oder Gruppen gab es wieder viele Menschen, die private Spenden überwiesen haben – ein herzliches Vergelt´s Gott an alle, die tatkräftig mitgearbeitet oder gespendet haben! Dadurch kann die so wichtige fortlaufende Unterstützung der Straßenkinder geschehen! Die Spendengelder wurden im Jahr 2006 wieder für die nachfolgenden Aktivitäten verwendet.

1) Unterstützung von Straßenkindern im Projekt Parnaiba und Teresina (im Nordosten Brasiliens)

In Brasilien wurde in diesem Jahr (2006) wieder gewählt: Der amtierende brasilianische Präsident Luis Ignacio „Lula“ da Silva wurde in einer Stichwahl am 29.10.2006 als Staatschef bestätigt. Obwohl die letzte Amtsperiode für viele armen Menschen enttäuschend war, war doch das Bemühen regierenden Arbeiterpartei vorhanden, die große Armut zu bekämpfen. Vor allem von den armen Schichten der Bevölkerung wurde „Lula“ deshalb wieder gewählt in der Hoffnung, dass ihre Situation sich langsam verbessert. Obwohl Brasilien immer noch als das Land mit der ungerechtesten Einkommensverteilung zählt, versucht der Präsident mit seinem Sozialprogramm „Bolsa Familia“ die Ärmsten zu unterstützen. Das Programm zeigt zwar kleine Erfolge, allerdings lebt noch immer ein Viertel der Bevölkerung, die in absoluter Armut. Zur Bekämpfung des Hungers werden von der Regierung Kleinbauern gefördert, Verbesserungen im Bereich der Bildung, der Gesundheit und der Wasserversorgung kommen nur langsam voran

Es herrscht weiter eine sehr hohe Arbeitslosigkeit und auch die Kriminalitätrate ist sehr hoch.

Bischof Alfredo Schäffler, der Leiter und Koordinator der Sozialzentren in Teresina und Parnaiba hat auch 2006 tatkräftig daran gearbeitet, die Situation der Kinder in seiner Diözese zu verbessern. Durch den weiteren Bau von einfachen Häusern konnten wieder Kinder vom gefährlichen Straßenleben weggeholt werden, was die Situation der Straßenkinder in Parnaiba weiter verbessert hat. In einem Brief vom 10.12.2006 schreibt Bischof Alfredo Schäffler: „Mehr als 600 Kinder konnten wir wieder täglich aufnehmen in den Sozialzentren und Essen auf den Tisch stellen. Ihrer großen Hilfe (durch die Stiftung) verdanke ich die Möglichkeit, diese Zeichen der Hoffnung zu setzen. Auch in der Schule kommen die Kinder besser durch, weil sie den Magen nicht leer haben wie so viele andere Kinder.“

Die Wasserversorgung bleibt in den armen Gegenden ein großes Problem, denn immer wieder trinken kleine Kinder aus stark verschmutzten Wasserläufen, wodurch es zu Entzündungen, zu Wurmbefall und Durchfall kommt. So wurden im Jahr 2006 weitere Zisternen gebaut, um trinkbares Regenwasser aufzufangen. Allerdings gab es seit Juli 2006 bei anhaltender Hitze bis zum Ende des Jahres keinen Regen mehr, die Wasservorräte wurden aufgebraucht.

2) Projektverlauf in Hatcliffe (Simbabwe, Afrika):

Während in Brasilien zumindest kleine Ansätze einer positiven Veränderung zu erkennen sind, ist die Lage in Simbabwe nach wie vor äußerst kritisch. Laut eines UN-Berichts hat Simbabwe die meisten Waisenkinder weltweit. Im Land besteht eine unvorstellbare Kluft zwischen Arm und Reich; die Not der Bevölkerung ist größer denn je. Etwa 3 Millionen Menschen verließen das Land und Simbabwe hat inzwischen nur noch 10 Millionen Einwohner, von denen ein großer Teil durch den Hungertod bedroht ist. Viele Kinder sterben aus Mangel an Nahrung, sauberem Trinkwasser und Medizin still vor sich hin.

Die politische Situation in Simbabwe ist sehr angespannt und ernst. Präsident Robert Mugabe ist weiter im Amt und es hat sich nichts geändert an den Machtverhältnissen im Land. Korruption und Vetternwirtschaft sind weiter an der Tagesordnung. Die Menschen in Simbabwe leiden eine für uns unvorstellbare Not und brauchen dringend Hilfe. Auch die Immunschwächekrankheit Aids breitet sich weiter aus und reißt immer größere Löcher in die früher funktionierenden Familienverbände. Ohne tragfähige Familien haben aber die Kinder in Afrika kaum eine Chance zu überleben. Nach Angaben des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen sind 2003 in Simbabwe 24,6 Prozent der Bevölkerung im Alter zwischen 15 und 49 Jahren HIV-positiv. Die Grundnahrungsmittel werden von Monat zu Monat teurer. Die Inflationsrate liegt bei 600 Prozent; die Arbeitslosigkeit bei 80 Prozent. Immer mehr Ärzte verlassen aufgrund der höchst unruhigen politischen Situation das Land. Die Regierung versucht, vor allem die arme Bevölkerung durch gezielte Terror-Aktionen einzuschüchtern. Zu aller bereits vorhandenen Not ließ Präsident Mugabe ganze Stadtviertel abreißen, wälzte alles nieder und die obdachlos gewordenen Bewohner wurden aufs Land transportiert.

Seit Bestehen der Stiftung unterstützen wir über den Kinderhausverein in Aham in Simbabwe einen Kindergarten in einem Slumgebiet am Stadtrand von Hatcliffe; hier wurden von Dominikanerinnen Waisenkinder mit Nahrung und Medizin versorgt und erzogen. Der Kindergarten wurde – wie viele andere Armenansiedlungen – am 26.Mai 2005 von Regierungstruppen niedergewalzt. Etwa 700.000 Menschen wurden dadurch heimatlos. Nach der Zerstörung der der Kindergarten-Siedlung haben die Dominikanerschwestern ihr menschenmöglichstes getan, um die wieder aufgefundenen Kinder mit Lebensmitteln, Medikamenten und Kleidung zu versorgen. Sie versuchen, die Menschen zu erreichen, die am nötigsten Hilfe brauchen. Trotz dieses harten Rückschlags ist die Hilfe nötiger denn je und muss weitergehen. Die Waisenkinder können allerdings nicht mehr im Kindergarten versorgt werden, sondern sie leben jetzt in familien-ähnlichen Gruppen, die von Großeltern, fremden Menschen oder von älteren Geschwister zusammengehalten werden. Am 21.11.2006 schrieb Schwester Patricia Walsh: „Wir behelfen uns damit, Schuppen aus Kunststoff für über 1000 Menschen aufzubauen und sind nun dabei, einfache kleine Bretterhäuser aufzubauen für die Bedürftigsten unter ihnen. (…) Während des letzten Jahres haben wir über 300 Waisenkindern den Schulbesuch ermöglicht und sie mit Essen versorgt; außerdem unterstützten wir drei Vorschulen, in denen fast 800 Waisen und andere bedürftige Kinder eine warme Mahlzeit pro Tag erhalten.“

Trotz dieses unvorstellbaren Ausmaßes an Elend haben die Menschen noch Hoffnung.

Gern stehen wir für Fragen, Anregungen und zusätzliche Informationen persönlich für Sie zur Verfügung.