21. Jahresbericht

Die Claudius Bayerl Stiftung besteht inzwischen seit 21 Jahren – sie wurde am 5.12.2001 als Vermächtnis unseres verstorbenen Sohnes Claudius Bayerl ins Leben gerufen. Mit dem 21. Jahresbericht stellen wir die Aktivitäten im Jahr 2022 dar.

Das Spendenaufkommen in diesem Jahr lag bei fast 20.000 € – die so wichtige und kontinuierliche Unterstützung für die Straßenkinder kann dadurch weiter gewährleistet werden!

Einige Aktivitäten im Jahr 2022 sollen hier besonders aufgeführt werden:

  • Wie bereits berichtet, hat Familie Maier aus Oberstimm im Mai ein Wohnzimmer-Benefizkonzert für die Claudius Bayerl Stiftung veranstaltet –  ganz herzlichen Dank dafür!
  • Die Kollekte des ökumenischen Gottesdienstes sowie des Jahresabschlussgottesdienstes der evangelischen Kirchengemeinde Manching kam wieder den Straßenkindern zu Gute – ein herzliches Dankeschön an den Kirchenvorstand und an die Kirchenbesucher.
  • Da 2022 wieder ein Barthelmarkt stattfand, konnte Familie Schweiger aus Oberstimm ihre Aktion fortführen: sie ließen viele Barthelmarktbesucher auf ihrem Anwesen parken und baten um eine Spende für die Stiftung, hierbei wurde wieder eine stattliche Summe erzielt.
  • Auch wurden wieder einige „runde Geburtstagsfeiern“ im Freundes- und Verwandtenkreis abgehalten, wo die Jubilarinnen und Jubilare auf Geschenke verzichteten. Dadurch kamen große Summen für die Straßenkinder zusammen. An die Geburtstagskinder und an alle geladenen Gäste ein ganz herzliches Dankeschön für diese Großzügigkeit! Auch bei einer Beerdigung wurde gebeten, statt Blumen eine Spende an die Stiftung zu überweisen – auch für diese Spenden bedanken wir uns herzlich.

Die gespendeten Gelder wurden auch 2022 wieder für die bereits bekannten Projekte verwendet:

1. Unterstützung von Straßenkindern in Parnaíba (Nordosten Brasilien)

Auch im Jahr 2022 verbesserte sich die wirtschaftliche Situation in Brasilien nicht. Es herrscht weiterhin eine sehr hohe Arbeitslosigkeit, vor allem auf dem Sektor der Geringverdiener. Die Zahl der Armen stieg immer noch an und die Einkommensunterschiede in Brasilien sind weiter extrem groß. Nach wie vor leben viele Menschen im Land in extremer Armut, haben schwierige hygienische Bedingungen, schlechte medizinische Versorgung und müssen mit einer hohen Inflationsrate zurechtkommen.

Mit Altbischof Alfredo Schäffler sind wir weiterhin in regelmäßigem Austausch und erfahren, wie die gespendeten Gelder eingesetzt werden. Mit Hilfe von Pater Dr. Heinrich Hegemann koordiniert er die Unterstützung der Sozialzentren und verwaltet die Spendengelder. Da auch im Jahr 2022 durch die Pandemie die Sozialzentren noch teilweise geschlossen bleiben mussten, wurden wieder durch sehr engagierte freiwillige Menschen die Lebensmittelpakete an die bedürftigen Kinder und deren Familien verteilt.

Auch die Wasserknappheit im Nordosten Brasiliens ist nach wie vor ein großes Problem, sodass weiter Kredite zum Bau von Zisternen gegeben werden. Auch das Programm zur Versorgung und Betreuung von jungen Frauen und deren Babys und Kleinkinder mit dem sogenannten „Vitaminbrei“ wurde weitergeführt. Nachdem es die Corona-Lockerungen zuließen, wurden im Sozialzentrum „São Claudio“ –  neben der Versorgung und Betreuung von Kindern – auch wieder die Nähkurse für Frauen angeboten.

2. Unterstützung von Kindern in Simbabwe

Auch in Simbabwe ist die wirtschaftliche Situation nach wie vor katastrophal und das Land befand sich auch 2022 in einer massiven wirtschaftlichen Krise. Der Hunger im Land ist erschütternd: über die Hälfte der Bevölkerung hungert. Die Welthungerhilfe schätzt die Lage in Simbabwe als „sehr ernst“ ein, die höchste Stufe des Welthungerindex. Die Arbeitslosigkeit ist weiter äußerst hoch und es ist bisher keine Veränderung in Sicht. Obwohl es kaum vorstellbar ist, steigt die Inflationsrate immer weiter an, was extreme Preissteigerungen zur Folge hat.  Die allermeisten Eltern sind kaum mehr in der Lage, ihre Kinder mit Nahrung zu versorgen, geschweige denn, für Schulgelder oder medizinische Versorgung aufzukommen, denn auch die Schulgebühren für Kinder wurden massiv angehoben.

a) Unterstützung der Suppenküche „Trust Lord Orphan Care“ in Kambuzuma

In Kambuzuma, einem Vorort der Hauptstadt Harare, werden seit nunmehr 15 Jahren in der Suppenküche „Lord Orphan Care“ täglich 80 bis 100 Kinder und Jugendliche betreut. Die Eltern dieser Kinder sind meist verstorben oder sehr krank und können sich dadurch nicht um die Kinder kümmern. Oftmals leben diese Kinder in den armseligen Behausungen ihrer Verwandten, wo sie mehr geduldet als erwünscht sind. Engagierte ehrenamtlich tätige Helferinnen und Helfer, die teilweise selber als Waisenkinder aufgewachsen sind, kümmern sich darum, dass diese Kinder trotz der widrigen Lebensumstände morgens und abends mit warmer Nahrung versorgt werden. Auch am Nachmittag werden die Kinder betreut. Für Schulgebühren, für Kleidung, warme Decken, Seifen und andere Hygieneartikel wird ebenfalls gesorgt. Wenn ein Kind krank ist, werden die Kosten für Arztbesuch und Behandlung von Spendengeldern bezahlt. Den Jugendlichen werden einfache Ausbildungen geboten in einer Nähwerkstatt, als Gärtner und als Schweißer. Durch entsprechende Hygienemaßnahmen konnten die Kinder durchgehend mit Nahrung versorgt werden.

b) Engagement für Kinder von blinden Müttern im Slumviertel von Epworth: „Ray of Vision“

Auch die blinden Mütter mit ihren Kindern im Slumviertel Epworth, am Rande von Harare, wurden weiter unterstützt: Das seit 2016 angemietete kleine Haus mit Garten ist nach wie vor wöchentlicher Treffpunkt für 22 blinde Mütter mit ihre etwa 90 Kindern. Seit 2020 werden dort zusätzlich 22 Straßenkinder mit Nahrung versorgt. Diese Treffen sind für die blinden Frauen sehr wichtig geworden. Sie können sich austauschen, singen, beten, tanzen und an Vorträgen teilnehmen. Mittags kommen die Schulkinder und es gibt für alle eine warme Mahlzeit. Pandemiebedingt konnten auch im Jahr 2022 die wöchentlichen Treffen nicht durchgängig stattfinden, doch wurden für die blinden Mütter und ihre Kinder Lebensmittelpakete gepackt, die sie abholten. An drei Nachmittagen üben die Schülerinnen und Schüler lesen, schreiben und rechnen. Aufgrund der mehrjährigen Unterstützung ist es gelungen, das Betteln sehr zu reduzieren. Da auch das Schulgeld bezahlt wird, können die Kinder die Schule besuchen.

Die Jugendlichen haben seit mehreren Jahren die Möglichkeit, eine Ausbildung z.B. als Schweißer, Näherin, Friseurin, Schreiner oder Gärtner zu absolvieren oder besuchen Computer- und Schwesternhelferinnenkurse. Auch kümmern sie sich nach wie vor um den großen Garten rund um das angemietete Haus und ernten wertvolles Obst und Gemüse. Neben den beruflichen Fähigkeiten wird durch die neue Herausforderung auch das Selbstbewusstsein gestärkt und sie fungieren inzwischen als Vorbilder für andere Heranwachsende. Diejenigen, die ihre Ausbildung abgeschlossen haben, sind mittlerweile in der Lage, mit ihrer Arbeit ihre Familien zu unterstützen.

c) Projekt „Freedom from hunger“

Auch das im Jahr 2020 begonnene Projekt „Freedom from hunger wurde weiter unterstützt. Wie bereits berichtet, hat ein ehemaliges Straßenkind zusammen mit ihrem Mann und inzwischen einer weiteren Helferin aufgrund der starken Not der Straßenkinder dieses Projekt gegründet. Freiwillige Helferinnen und Helfer stellen seither zweimal pro Woche stundenweise ein gemietetes Zelt in einem Park in Harare auf. Nach wie vor kommen etwa 40 hungernde und teilweise kranke Kinder im Alter von 3-16 Jahren, bekommen eine warme Mahlzeit und werden unterstützt bei dringend benötigen Arzt- und Klinikbesuchen. Auch Lebensmittelpakete wurden wieder ausgegeben und in unregelmäßigen Abständen wurden die Kinder am Nachmittag unterrichtet.

d) Die „St. Paul’s Musami“-Missionsstation in der Nähe von Harare, Simbabwe

Wie bereits berichtet, starb im Spätsommer 2022 Pater Karl Herrmann mit 65 Jahren plötzlich und unerwartet an den Folgen eines Kollaps. Zuletzt wirkte Pater Karl in der 80 km von Harare gelegenen St. Paul’s Musami Mission. Sein großes Anliegen war es, benachteiligten Kindern den Zugang zu schulischer Bildung zu ermöglichen und wir haben ihn seit 2011 regelmäßig mit Spendengeldern unterstützt. Pater Karl berichtete uns bei seinen Heimaturlauben und zeigte mit großer Begeisterung kleine Filme und Bilder von seinen „Schützlingen“ in Simbabwe. Wir bedauern seinen plötzlichen Tod sehr. Für das Stiftungsprojekt „St. Paul’s Musami Mission“ haben wir dadurch auch den direkten Ansprechpartner verloren, der für uns Garant war für den sorgsamen und dem Stiftungszweck entsprechenden Umgang mit dem überwiesenen Geld. Wir haben uns deshalb schweren Herzens entschlossen, in Zukunft keine Spenden mehr für dieses Projekt zu überweisen.

Falls Sie Fragen und Anregungen haben oder zusätzliche Informationen möchten, stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.