Die Claudius Bayerl Stiftung wurde am 5.12.2001 als Vermächtnis unseres verstorbenen Sohnes Claudius Bayerl ins Leben gerufen. Mit diesem fünfzehnten Jahresbericht stellen wir die Aktivitäten im Jahr 2016 dar. Wieder ein ganz herzliches Dankeschön und „Vergelt´s Gott“ an die vielen Spenderinnen und Spender, die auch im Jahr 2016 an die Stiftung überwiesen haben, um Not leidende Kinder zu unterstützen.
Insgesamt lag das Spendenaufkommen in diesem Jahr bei über 25000 €, was wieder eine sehr große Hilfe für die Straßenkinder bedeutete.
Einige Aktivitäten im Jahr 2016 sollen hier besonders aufgeführt werden: Das Blechbläserquartett „quattro stagioni“ spielte am 24. Juli 2016 in der Aula der Realschule Manching ein Benefizkonzert für Stiftung. Ganz herzlichen Dank an die Musikerin Maria Stark und die Musiker Wolfgang Eichenseher, Matthias Baunach und Lucas Krammer für die sehr abwechslungsreiche Darbietung, die mit viel Applaus belohnt wurde. Die Spenden des Konzerts in Höhe von 1180.- € kamen wieder in voller Höhe Straßenkindern in Brasilien und Simbabwe zugute.
Die Familie Schweiger aus Oberstimm hat wieder eine stattliche Summe für die Stiftungsarbeit erzielt: auch heuer ließen sie viele Barthelmarktbesucher auf ihrem Hof parken und baten um eine Spende für die Stiftung.
Die evangelische Kirchengemeinde Manching ließ – wie all die Jahre zuvor – die Kollekte des ökumenischen Gottesdienstes und des Silvestergottesdienstes wieder den Straßenkindern zu Gute kommen – herzlichen Dank an den Kirchenvorstand und an die Kirchenbesucher! Durch mehrere „runde Geburtstagsfeiern“ im Freundes- und Verwandtenkreis und dem Verzicht auf Geschenke wurden auch 2016 wieder großzügige Spenden für die Straßenkinder überwiesen. Herzlichen Dank an die Geburtstagskinder!
Auch heuer wurden die Gelder für die bereits bekannten Projekte verwendet:
1.Unterstützung von Straßenkindern in Parnaiíba (im Nordosten Brasiliens)
Das Jahr 2016 war in Brasilien sehr turbulent: Im Mai wurde Staatspräsidentin Dilma Rousseff vom brasilianischen Senat suspendiert; der Präsidentin wurden eigenmächtige Kreditvergaben und Bilanztricks zur Verschleierung der wahren Haushaltslage vorgeworfen. Rousseff wies die Vorwürfe zurück und sprach von einem „Putsch“. Der 75-jährige Vizepräsident Michel Temer übernahm das Amt und bildete eine liberal-konservative Regierung. Temer eröffnete auch die olympischen Sommerspiele 2016, die gerade bei den ärmeren Bevölkerungsschichten stark kritisiert wurden, weil die Ausgaben für die Spiele immens waren.
Nach wie vor ist Brasilen ein Land der Kontraste, denn zum einen ist es eine aufsteigende Nation und für viele Touristen attraktiv, zum anderen lebt nach wie vor ein großer Teil der Bevölkerung in sehr armen Verhältnissen, oft in einer der unzähligen Favelas. Hohe Arbeitslosigkeit, eine schlechte medizinische Versorgung, eine hohe Inflationsrate und die sehr ungleiche Verteilung des Reichtums setzen den armen Menschen massiv zu. Nach wie vor leiden vor allem die Menschen im Nordosten des Landes an bitterer Armut.
Bischof Alfredo Schäffler setzte sich auch 2016 als Leiter und Koordinator von Sozialzentren in seiner Diözese in Parnaíba dafür ein, dass hungernde Kinder täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt und betreut wurden. Auch durch Kreditvergaben zum Bau von Zisternen konnte den Menschen wieder geholfen werden – wertvolles Trinkwasser kann dadurch gesammelt werden. Das Programm zur Versorgung und Betreuung von jungen Frauen und deren Babys und Kleinkindern mit dem sogenannten „Vitaminbrei“ wurde ebenfalls weiter erfolgreich durchgeführt. Im Sozialzentrum „Sao Claudio“, das im Jahr 2010 von Stiftungsgeldern gebaut werden konnte, wurden neben der Versorgung und Betreuung von Kindern auch die Nähkurse für Frauen weitergeführt und Frauen konnten auch wieder Kleinkredite erhalten, um Nähmaschinen zu erwerben und dadurch zusätzliches Geld für den Unterhalt der Familien zu verdienen.
Ende 2016 stand eine große Veränderung in der Diözese Parnaiba an: aufgrund seines Alters von 75 Jahren und der beschwerlicher werdenden vielfältigen Aufgaben bat Bischof Alfredo um seinen Rücktritt als Bischof. Dem wurde stattgegeben und er ist nun als Kaplan im etwa 75 km von Parnaíba entfernten Fischerdorf Cajueiro da Praia (mit ca. 4000 Einwohnern) als Kaplan tätig. Bischof Alfredo übergab die Verantwortung für die Diözese in jüngere Hände; Mitbruder Dom Juarez Sousa da Silva war im letzten halben Jahr Bischofskoadjutor in der Diözese. Wie Alfredo im Herbst 2016 bei einem Heimataufenthalt in Österreich betonte, konnte Dom da Silva in dieser Zeit in Ruhe die Diözese kennen lernen. Er nahm Kontakt auf mit allen Priestern der Diözese und konnte alle Sozialzentren kennen lernen. Alfredo betonte nachdrücklich, dass die Arbeit in den Sozialzentren unverändert weitergehen wird und bat weiterhin um Unterstützung.
2.Unterstützung von Kindern in Simbabwe, Afrika:
Leider hat sich die Situation in Simbabwe auch im Jahr 2016 weiter verschlechtert statt verbessert: die Menschen kämpfen zum Großteil täglich ums Überleben. Einzig die Regenfälle waren etwas besser als 2015, so dass der lebensnotwendige Mais wachsen konnte. Auch die Arbeitslosigkeit ist weiter extrem hoch und liegt bei unvorstellbaren 90 %. Viele Menschen können nur überleben, weil sie von im Ausland lebenden Verwandten und Kindern finanziell unterstützt werden. Die Mangelwirtschaft und die überstarke Inflation macht das Überleben zu einem täglichen Kampf. Neben den Grundnahrungsmitteln fehlt es an sauberem Trinkwasser und an medizinischer Versorgung. Die Immunschwächekrankheit Aids ist in Simbabwe weiterhin ein großes Problem und fordert viele Menschenleben. Immer häufiger leben Geschwister als Familie zusammen – die älteren Kinder kümmern sich um ihre jüngeren Geschwister (sog. „child-headed-family“ oder „Geschwister-Familie). Inzwischen herrscht auch noch enormer Geldmangel vor – vom Staat werden neue „Bond-Notes“ gedruckt, die jedoch sehr spärlich in Umlauf kommen. Es bilden sich lange Schlangen vor den Ausgabestellen.
Unterstützung der Suppenküche „Trust Lord Orphan Care“
Wie in den letzten Jahren wurde auch 2016 die Suppenküche „Trust Lord Orphan Care“ in Kambuzuma, einem Stadtteil von Harare finanziell unterstützt: Zur Zeit werden in der Suppenküche etwa 70 bis 100 Kinder und Jugendliche und zwei Geschwister-Familien versorgt. Sie bekommen ein warmes Essen und die Kinder werden am Nachmittag betreut. Der Kinderhausverein Aham hat 2012 für die Suppenküche ein kleines Haus gekauft. Die Kinder und Jugendlichen haben hier Ansprechpartner und alle Kinder konnten die Schule besuchen, da ihnen durch das Bezahlen von Schulgeld und einer Schuluniform der Schulbesuch ermöglicht wurde. Auch für dringend benötigte medizinische Versorgung der Kinder werden Spendengelder ausgegeben. Die neben der Suppenküche befindliche Nähwerkstatt wird inzwischen sehr erfolgreich benutzt und acht Jugendliche konnten 2016 eine einjährige Gärtnerausbildung absolvieren und Buchführungskenntnisse erwerben (mit Abschlusszertifikat). Daneben wird viel Gemüseanbau betrieben, um die Selbstversorgung voranzubringen. Auch eine Hühnerzucht wurde begonnen. Inzwischen melden sich immer wieder ehemalige Straßenkinder, die aus Dank für die frühere Unterstützuung selber bei der Versorgung der kleinen Kinder mithelfen.
Mbuya Nehanda Children’s Home
Die ehemalige Tabakfabrik in Mbuya Nehanda (etwa 40 Kilometer außerhalb von Harare) wurde ganz geschlossen – das inoffizielle Wohnen für Kinder ist inzwischen nicht mehr möglich. Jedoch wurden einzelnen Kindern Schulgelder bezahlt und sie konnten mit Essen versorgt werden. Pater Konrad Landsberg, ein Jesuit, der seit über 40 Jahren in Simbabwe lebt und arbeitet, engagiert sich weiterhin zusammen mit zuverlässigen Einheimischen für diese Kinder und achtet auf die gerechte Verteilung der Spendengelder. Den Kindern wird neben Essensgeld auch Schulgeld bezahlt. Einige von ihnen konnten erfolgreich den Schulabschluss machen und werden zum Teil bei der Suche nach einer Lehrstelle unterstützt. Auch sieben junge, alleinerziehende Müttern mit ihren 15 Babies bekommen Unterstützung.
Engagement für blinde Mütter mit ihren Kindern im Slumviertel Epworth
In dem Slumviertel Epworth wurde 2016 ein Projekt unterstützt, das eine Frau namens Alice Chikomo und ihr Team aufgebaut haben und dringend auf Untestützung angewiesen ist: 22 blinde Mütter und ihre 77 Kinder werden mit Lebensmitteln und Schulgeld unterstützt und können eine Näh- und Gärtnerausbildung machen. In einem gemieteten Haus können regelmäßige Treffen stattfinden, wo gemeinsam gegessen, gestrickt und gesungen werden kann. Über 60 dieser Kinder wurde es ermöglicht, regelmäßig die Schule zu besuchen, um eine menschenwürdigere Zukunft ermöglicht werden. Bisher konnten diese Kinder nie eine Schule besuchen, weil sie ihre blinden Mütter begleiten mussten, wenn sie zum Betteln auf die Straße gingen, damit die Familie überleben konnte. Nabeta, eine Mitarbeiterin von Alice Chikomo, gibt Vorschulunterricht und auch über das brisante Thema Familienplanung wird mit den Müttern gesprochen. Sechs Jugendliche haben eine einjährige Gärtnerausbildung absolviert und um das Haus einen großen Obst- und Gemüsegarten angelegt. Einige Mädchen unterstützen ihre Familien durch Näharbeiten.
Die St. Rupert Mayer-Missionsstation in Simbabwe
Auch die St. Rupert Mayer-Missionsstation, die etwa 90 Kilometer südwestlich der Provinz- und Bischofsstadt Chinhoyi liegt, wurde wieder unterstützt. Auf der Hauptstation gibt es neben einem Krankenhaus eine Grund- und eine Mittelschule mit etwa 700 Kindern und eine höhere Schule, die die Jugendlichen bis zum Abitur besuchen können. Etwa 60 Schülerinnen und Schüler wohnen im Internat, weil sie zu weit weg von der Schule wohnen. Mit Stiftungsgeldern wurde z.B. Schulgeld für Waisen- und Halbwaisenkinder bezahlt, um so einen Schulbesuch erst zu ermöglichen. Durch die bereits erwähnte anhaltende Hungersnot wird jedoch auch die Unterstützung mit Grundnahrungsmitteln immer dringender, damit die Kinder überleben können
Falls Sie Fragen, Anregungen und zusätzliche Informationen möchten, stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.